Entspannt sein – es gibt kaum einen anderen Gemütszustand, der uns Menschen so unschätzbar wertvoll und doch so unerreichbar scheint. Das innere Gleichgewicht zu wahren ist weit mehr als eine buddhistische Philosophie: jeden Tag aufs Neue mit uns selbst in Dialog zu treten und die eigene Mitte als Kraftort zu kultivieren wie einen Miniatur-Zen-Garten für den Schreibtisch, ist von essenzieller Bedeutung für unsere körperliche und mentale Gesundheit. Es geht uns am besten, wenn wir entspannt sind.
Stress hingegen bewirkt das genaue Gegenteil von Entspannung:
Wir fühlen uns miserabel und hadern mit der ganzen Welt. Kein Wunder! Denn gegen die körperlichen Prozesse, die Stress in uns auslöst, sind wir zunächst machtlos. Das liegt an unserem vegetativen (autonomen) Nervensystem. Dieses können wir nämlich nicht willentlich steuern. Es wird von übergeordneten Zentren im Gehirn und dem Hormonsystem kontrolliert.
Schauen wir uns den Ablauf einer Stressreaktion einmal genauer an:
Findet infolge einer Gefahrensituation oder eines Stressereignisses eine Stressreaktion im Körper statt, aktiviert unser Hochleistungsnerv (Sympathikus-Nerv) die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Blitzartig werden hochdosierte Mengen der Hormone Adrenalin und Noradrenalin freigesetzt, um den Muskeltonus, die Atemfrequenz und das Herzminutenvolumen zu erhöhen. Reicht dieser Adrenalinstoß nicht aus oder handelt es sich um eine Dauerbelastung (chronisches Stresssyndrom), wird zusätzlich ein weiteres Hormon in den Blutkreislauf geschwemmt: Cortisol. Der gesamte Organismus wird in Hochleistungsbereitschaft versetzt. Die Aufmerksamkeit des Körpers reduziert sich auf all jene Bereiche, die für das Überleben (Bestehen) der Gefahren-/Stresssituation notwendig sind – alle anderen Funktionsbereiche schalten auf Sparflamme: die Immunabwehr sowie sämtliche Verdauungs- und Sexualprozesse werden runtergefahren. Sind Gefahr oder Stress vorüber, werden die überschüssigen Hormone wieder abgebaut, Kreislauf und Stoffwechsel kehren auf ihre Ruhewerte zurück.
Stressreaktionen sichern im Akutfall unser Überleben. Wird aus dem Ausnahmezustand jedoch eine chronische Dauerbelastung, sind Beschwerden und Erkrankungen vorprogrammiert. Denn über einen längeren Zeitraum andauernde starke Stresseinflüsse überfordern früher oder später das vegetative Nervensystem in seinen regulativen Funktionen. Es kommt zu Schlafstörungen, Müdigkeit oder Über-Wachheit, Verspannungen und ersten Erschöpfungsanzeichen. Ignorieren wir diese und ähnliche Alarmsignale unseres Körpers aus den unterschiedlichsten Gründen auch weiterhin, können psychosomatische Störungen und schwere Erkrankungen auftreten.